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Follow the Rabbit 追随兔子
Taking stock of a collection and its reception through contemporary Chinese art

藏品概况及其在中国当代艺术中的反响

Curated by Alexandra Grimmer

Museum Liaunig

9155 Neuhaus/Suha 41

April 30 - October 29, 2023 | Wed - Sun 10am - 6pm

Artists:

Marc Adrian | Siegfried Anzinger | Claus Mayrhofer Barabbas | Alfredo Barsuglia | Wolfgang Becksteiner | Birdhead 鸟头 (Song Tao und Ji Weiyu) | Herbert Brandl | Cai Dongdong 蔡东东 | Friedrich Cerha | Chen Shuo 陈硕 | Chen Yujun 陈彧君 | Cui Guotai 崔国泰 | Gunter Damisch | Dong Wensheng 董文胜 | Peter Dörflinger | Loys Egg | Wolfgang Ernst | Judith Fegerl | Johann Feilacher | Feng Lianghong 冯良鸿 | Tone Fink | Frederik Foert | Adolf Frohner | Clemens Fürtler | Bruno Gironcoli | Franz Graf | Guan Yinfu 关音夫 | Alfred Haberpointner | Ilse Haider  | Fritz Hartlauer | Uwe Hauenfels | He Wei 何伟 | Wolfgang Herzig | Huang Min 黄敏 | Othmar Jaindl | Franco Kappl | Alfred Klinkan | Edgar Knoop | Kurt "Kappa" Kocherscheidt | Kiki Kogelnik | Peter Kogler | Cornelius Kolig | Peter Krawagna | Suse Krawagna | Maria Lassnig | Franz Lerch | Li Hui 李晖 | Liang Yue 梁玥 | Li Qing 李青 | Christoph Luger | Markus Lüpertz  | Ma Jun 马军 | Ma Jia 马佳 | János Megyik | Alois Mosbacher | Gerhardt Moswitzer | Osamu Nakajima | Hermann Nitsch | Markus Oehlen | Franz Xaver Ölzant | Max Peintner | Helga Philipp | Franz Pichler | Rudolf Polanszky | Peter Pongratz | Drago j. Prelog | Norbert Pümpel | Arnulf Rainer | Bianca Regl | Robert Schaberl | Hubert Scheibl | Roman Scheidl | Meina Schellander | Alfons Schilling | Hubert Schmalix | Martin Schnur | Christian Schwarzwald | Fabian Seiz | Zbyněk Sekal | Shi Jiongwen 史泂文 | Rudi Stanzel | Josef Sulek | Sun Xun 孙逊 | Helmut Swoboda | Robert Tauber | Jorrit Tornquist | Walter Vopava | Manfred Wakolbinger | Wang Lei 王垒 | Wang Yifan 王一凡 | Walter Weer | Alfred Wickenburg | Erwin Wurm | Xie Molin 谢墨凛 | Xu Hongxiang 许宏翔 | Xu Jingyu 许静宇 | Yang Gang 杨罡 | Yang Hongwei 杨宏伟 | Robert Zeppel-Sperl | Zhai Liang 翟倞 | Zhang Enli 张恩利 | Zhang Wuyun 张武运 |Zong Ning 宗宁 

2023 zeigt sich die Sammlung Liaunig von einer neuen Seite, indem sie dem Fernen Osten die Tür öffnet und sich in einer Gegenüberstellung mit zeitgenössischer chinesischer Kunst präsentiert.

Das Jahr des Hasen – nach dem chinesischen Mondkalender – soll die Besucher zu einer Reise einladen, in der sie in zitathafter Ähnlichkeit mit Lewis Carrolls Erzählung „Alice’s Adventures in Wonderland“ dem Hasen in seinen Bau folgen, um sich dort auf eine neue Welt einzulassen.Zu den teilweise schon gezeigten Höhepunkten von Werken zeitgenössischer Kunst aus der Sammlung Liaunig sind es Arbeiten von 28 chinesischen Künstlerinnen und Künstlern, die in die

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Hauptausstellung integriert werden und eine neue Betrachtungsweise auf die museumseigene Sammlung erreichen sollen: durch eine Gegenüberstellung, teilweise einzelner oder mehrerer Arbeiten jeweils eines österreichischen oder europäischen und eines chinesischen Künstlers, entsteht ein Diskurs, der die herkömmliche Sichtweise aus unserer westlichen Ästhetik aufbricht.

Im Hinblick auf etwaige Parallelen und die Möglichkeit eines Anknüpfens durch die asiatische Ästhetik wurde die Sammlung Liaunig durchforstet: Manche Werke sind prädestiniert für eine Gegenüberstellung dieser Art.

 

Nach den Jahren zahlreicher, in einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommener Ausstellungen beispielsweise zeitgenössischer chinesischer, indischer oder kubanischer Kunst hat sich glücklicherweise eine universelle Herangehensweise an die Kunst unterschiedlicher Länder aus dem Kontext ergeben – mehr als aufgrund von Nationalitäten. Durch den Informationsaustausch über die sozialen Medien, durch das Internet und ganz allgemein durch eine breitere, über die Landesgrenzen reichende Wahrnehmung, hat sich die Sprache der Künstlerinnen und Künstler einzelner Länder und Kulturkreise erweitert und in Richtung einer internationalen Kunst relativiert.

 

Besucht man die Stände internationaler Galerien an einer Art Basel, sieht man nicht mehr zwingend, ob es sich bei den Werken um jene deutscher, italienischer oder thailändischer Künstler handelt. Gleichzeitig kann man den Werken der jungen chinesischen Künstlerinnen und Künstler nicht mehr zwingend eine Nationalität zuordnen.

 

Eine wunderbare Arbeit mit vielen Entdeckungen geht diesem Ausstellungskatalog voran. Die Auseinandersetzung mit der Sammlung Liaunig eröffnete einmalige Einblicke in Schätze, die über viele Jahre zusammengetragen wurden. Gleichzeitig werden die Werke der chinesischen Künstlerinnen und Künstler in Neuhaus vor eine besondere Prüfung gestellt: Nach zahlreichen Ausstellungsprojekten in der Vergangenheit dürfen sie nun ihre Offenheit und Wirkung in einem neuen Zusammenhang zeigen.

 

Nach den Kriterien von fünf lose gewählten Oberbegriffen werden einzelne Momentaufnahmen herausgenommen und in der Ausstellung veranschaulicht. Die Wahl der chinesischen Werke aus dem Zeitraum von 2008 bis 2022 zeigt die vielschichtige und dynamische Entwicklung der bildenden Kunst in China.

 

Die Werke aus der Sammlung Liaunig wurden mit einigen Ausnahmen zum Großteil ab den 1960er Jahren bis heute ausgewählt und decken einen vergleichbaren Rahmen der Entwicklung ab wie die rund 40 chinesischen Werke.

 

Während die Wahrnehmung der Kunst in Österreich ab den 1960er Jahren mit Gruppierungen wie den „Wirklichkeiten“ oder den „Neuen Wilden“ erweitert wurde, vollzog sich der Weg und die Akzeptanz in eine zeitgenössische Kunst an Orten wie Beijing, Shanghai, Hangzhou, Chengdu oder Nanjing über verschiedene Parallelstränge. Die Rede ist von zwei Phänomenen: Erstens die Entwicklung einer neuen Ästhetik und Sprache an sich und zweitens die Wahrnehmung und Akzeptanz durch das Umfeld.

 

Warum gerade China?

In Zeiten von allgemeiner Abgrenzung und Sorge sowie erschwertem internationalen Austausch in den letzten Jahren tut es gut, seinen Blick wieder etwas weiter über die Grenzen auszurichten. Der Aufbruchsgeist und das stetige Bedürfnis nach Auseinandersetzung und Kommunikation in der Kunstszene Chinas sind heute genauso wie vor 20 Jahren ungebrochen.

 

Betrachtet man die Jahre nach 2010, die in „Follow the Rabbit“ ein Bild der heutigen Szene  Chinas erstellen sollen, passierte in dieser Zeit unheimlich viel, das zur Etablierung der Kunstszene in China beigetragen hat: Wichtige Häuser von Sammlern, die bisher nur wenigen bekannt waren, eröffneten Privatmuseen in Städten wie Shanghai, Nanjing oder Beijing. Die Art Basel übernahm die Art Hong Kong und startete 2013 ihre Hong Kong Edition.

In den Werken der in den 70er und 80er Jahren geborenen Künstlerinnen und Künstler spürt man die kreative Nervosität dieser Jahre: Eine außerordentlich spannende und dynamische Kunstszene hat sich hier entwickelt, in der es nicht mehr um eine chinesische Identität oder das Aufgreifen von Formen aus dem Westen geht. Die Künstlerinnen und Künstler waren vermehrt im Ausland unterwegs. Es war für Chinesen auf einmal bedeutend leichter, an Informationen von außerhalb der Großen Mauer zu kommen. Daraus entwickelte sich eine selbstbewusste, internationale Kunst, die sich primär nicht mehr von jener aus dem Westen unterscheidet.

Anders als in Europa, wo Kunstmessen, Museumsausstellungen und Pressedokumentationen, Kunstmagazine und Galerien einen gewissen Rezeptions-Standard aufgebaut haben, setzen alle Aktivitäten in China seit den 2010er Jahren mehr denn je ein gewisses Insider-Wissen voraus – also das Kennen der Szene, ihrer jungen Positionen und ihrer Protagonisten.

Ohne die im Westen gewohnte kunstmediale Orientierung gerät man als Besucher, als Sammler oder als Ausstellungsmacher schnell auf Abwege, verliert den Überblick und bezahlt für sein Unwissen.

Privaten Sammlungen wird immer mehr Bedeutung beigemessen – vor allem, wenn diese nicht nur ihre eigenen Werke pflegen und konservieren, sondern auch bereit sind, diese verbunden mit einem Raum, einem Ausstellungskonzept oder anderen Formen physischer Sichtbarkeit mit der Öffentlichkeit zu teilen. Allerdings erschweren die Auflagen der Versicherungen sowie umfassende Transportvorgaben viele Vorhaben und machen einen internationalen Leihverkehr zusehends komplizierter.

Ein großer Teil der Leihgaben zu dieser Ausstellung 2023 kommt aus der Blue Mountain Contemporary Art (BMCA), einer Sammlung zeitgenössischer chinesischer Kunst mit Sitz in Wien. In der für beide Seiten sehr positiven Zusammenarbeit ist die BMCA-Collection erfreut, ihre Werke in den einzigartigen Räumlichkeiten des Museum Liaunig sehen zu können. Für das Konzept dieser Ausstellung rund um die Gegenüberstellung westlicher Kunst mit zeitgenössischer Kunst aus China ist das Lager der BMCA-Collection eine wunderbare Quelle, um wichtige Werke heranschaffen zu können, die in Europa zum Großteil noch nie gezeigt wurden.

 

Die BMCA-Sammlung zeichnet sich durch charakteristische bis eigenwillige Positionen aus, die sich in Form und Aussage der Arbeit ganz offensichtlich nicht danach richten, auf einfachem Wege verstanden zu werden, Teil aktueller Trends zu werden oder sonst dem Mainstream anverwandelt zu werden.

 

Die Künstlerinnen und Künstler der Sammlung wurden größtenteils in den 70er und 80er Jahren geboren und prägen die heutige Szene in Städten wie Beijing, Shanghai oder Hangzhou aktiv mit.

 

Durch die Werke der fünf Künstlerinnen und 23 Künstler aus dem Reich der Mitte, die in das Konzept von „Follow the Rabbit“ integriert wurden, wird ein momentan repräsentatives Bild eines Chinas von heute gezeichnet, das für eine kurze Dauer seiner Gegebenheiten und ständige Wandlungen bekannt ist. Verpasst man in Städten wie Beijing oder Shanghai ein halbes Jahr, kann man sicher sein, dass man sich beim nächsten Mal auf neue Umstände einzustellen hat: den Abriss ganzer Ateliergegenden, den andauernden Bau neuer Straßen, gleichzeitig das Versperren zuvor gewohnter Wege, die Regelungen, welche Autos mit welchen Nummernschildern am jeweiligen Tag fahren dürfen, etc.

 

Aber genau dieses „Vor-Ort-Sein“, die endlosen Änderungen und Brüche der letzten zehn Jahre, die das Bild heute prägen, und die Tatsache, diese Situationen gemeinsam miterlebt zu haben, haben die Kuratorin selbst intensiv mit dem Land und den Menschen dort verknüpft. Der enge Kontakt mit den Künstlerinnen und Künstlern, das Mitverfolgen ihrer Arbeit und der jeweiligen Projekte soll in „Follow the Rabbit“ erfahrbar gemacht werden.

 

In Form einer Huldigung an eine Sammlung dienen die Bestände des Museum Liaunig als Grundlage für die Suche nach entsprechenden Parallelpositionen oder Gegenpolen zu chinesischen Künstlerinnen und Künstlern.

Weder in der Wahl der Werke aus der Sammlung Liaunig noch in den präsentierten Arbeiten innerhalb der zeitgenössischen Kunstszene Chinas geht es darum, einen lückenlosen Überblick aufzustellen. Es wäre in jedem Fall unmöglich und unsinnig.

 

Die vorliegende Ausstellung ist vielmehr eine subjektive Momentaufnahme der Situation in China, die gleichzeitig den Beweis der Aktualität und der Hochwertigkeit der Sammlung Liaunig unterstreicht.

Die Ausstellung wird von einem umfangreichen und reich bebilderten Katalog begleitet.

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